klinisches Follow Up

Interdisziplinäre Notaufnahme

 

Die Vorstellung des Patienten erfolgte in Begleitung des Notarztes unter dem Verdacht auf einen Schlaganfall im Zeitfenster, nachdem Passangen auf einem Parkplatz gegen 21:50 Uhr den Rettungsdienst alarmiert hatten. Der Patient hatte erfolglos versucht, in sein Auto einzusteigen, und konnte Fragen nicht richtig beantworten.

Neuroradiologischer Befund

 

In der Computertomographie zeigt sich ein ein Perfusionsdefizit mit Mismatch zwischen zerebralem Blutfluss (CBF) und zerebralem Blutvolumen (CBV) in der linken Hirnhälfte (parietotemporookzipital) ohne Nachweis eines zugrundeliegenden Gefäßverschlusses. Man sah keine subakute Infarktdemarkation sowie keine intrakranielle Blutung. Im gesamten Hirngewebe fand sich jedoch ein mittelgradiges mikroangiopathisches Schädigungsmuster mit älteren postischämischen Defekten links parietal und zerebellär.

 

Das Perfusions-CT ist ein besonderes Verfahren der Computertomographie, das mit Hilfe von Kontrastmittel und spezieller Software die Durchblutung des Gehirns messen und farblich darstellen kann. Es kommt neben der Beurteilung von Tumoren vor allem bei der Diagnostik des akuten Schlaganfalls zum Einsatz. Die Untersuchung ermöglicht die Differenzierung zwischen Infarktkern und seinem Randbereich (Penumbra). Diese Unterscheidung ist wichtig für die Auswahl von Patienten, die von einer Reperfusionstherapie (Thrombolyse oder Thrombektomie) profitieren können. Die Frage, ob ein "Mismatch" zwischen überlebensfähigem (in der Penumbra) oder nicht mehr überlebensfähigem (im Infarktkern) Gewebe besteht, ist in vielen Zentren heute mittlerweile ein wichtiges Entscheidungskriterium für die weitere Therapieplanung. Während in der Vergangenheit ein Zeitfenster von 4,5 h galt, nach welchem eine Lysetherapie nicht mehr durchgeführt wurde, konnte in den letzten Jahren gezeigt werden, dass auch zu späteren Zeitpunkten noch eine erfolgreiche Lyse und insbesondere Thrombektomie möglich ist, unter Voraussetzung, dass in der CT-Perfusion noch ein Mismatch besteht.

Weitere Behandlung / Epikrise

 

Zusammenfassend besteht die Symptomatik an ehesten aufgrund eines ischämischen Infarktes temporoparietookzipital links. Nach Ausschluss von Kontraindikationen erfolgte eine systemische Thrombolyse mit 72mg Actilyse, davon 7mg als Bolus und 65mg über eine Stunde. Aufgrund einer arteriellen Hypertonie >180 mmHg systolisch erfolgte die fraktionierte Gabe von Urapidil.

Der Patient wurde zur Schlaganfallkomplexbehandlung auf die Stroke Unit aufgenommen.