Benignes Prostatasyndrom

Update der Leitlinie 2023

aus: cme.medlearning.de

Definition und Symptomatik

Das Benigne Prostatasyndrom ist gekennzeichnet durch

  • die Vergrößerung der Prostata (benign prostate enlargement, BPE)
  • die Blasenauslassobstruktion (bladder outlet obstruction, BOO)
  • Symptome des unteren Harntrakts (lower urinary tract symptoms, LUTS)

Zur Symptomatik des LUTS gehören

  • irritative Beschwerden
    • Harndrang
    • Frequenz
    • Nykturie

und/oder

  • obstruktive Beschwerden
    • Harnstrahlabschwächung
    • Nachträufeln
    • Restharngefühl

 

 

Epidemiologie

Verlauf

Obwohl im Einzelfall nicht sicher vorhersagbar, verläuft das BPS meist chronisch progredient:

  • Zunahme der LUTS
  • Abnahme des Harnsekundenvolumens (Qmax)
  • Zunahme des Restharns

 

Risikofaktoren für eine Progression:

  • zunehmendes Prostatavolumen
  • Abnahme des maximalen Harnflusses und des Harnsekundenvolumens
  • steigendes Lebensalter
  • erhöhte Punktzahlen im Symptomenscore (AUA-SI, IPSS)
  • steigendes PSA-Level
  • vermehrter Restharn
  • chronische Entzündung
  • intravesikale prostatische Protrusion (IPP)

 

weitere mögliche Risikofaktoren:

  • genetische Faktoren
  • Lebensstil
  • Body-Mass-Index
  • metabolisches Syndrom

Betroffene suchen zu selten Hilfe

  • nur ca. 5% der Männer mit leichten Symptomen (IPSS </= 7) suchen wegen ihrer BPS-Symptome einen Arzt auf

  • selbst bei mittelschweren bis schweren Symptomen (IPSS > 7) konsultieren nur etwa 25% der Männer einen Arzt
  • das bedeutet: 75% der symptomatischen Männer suchen keine ärztliche Hilfe auf!
  • ca. 2/3 der Patienten, die Hilfe suchen, konsultieren einen Urologen, 1/3 den Hausarzt

  • das heißt:
    • hohe Hemmschwelle
    • gerade in der Hausarztpraxis müssen Patienten aktiv auf mögliche Beschwerden angesprochen werden

Die neue s2e-Leitlinie BPS

... am Beispiel Restharnbestimmung und Sonografie:

Basisdiagnostik

Anamnese

allgemeine Anamnese:

  • Komorbiditäten inklusive internistischer und neurologischer Erkrankungen
  • Vorerkrankungen und Voroperationen v.a. im Beriech des Beckens
  • relevante Aspekte des Lebensstils (z.B. Trinkverhalten)
  • Substanzen:
    • Alphablocker
    • Anticholinergika
    • Antidepressiva
    • Antiparkinsonmedikamente
    • Diuretika
    • Muskelrelaxanzien
    • Mutterkornalkaloide
    • Parasympathomimetika
    • Alkohol

detaillierte Anamnese:

  • Blasenspeicher-, Blasenentleerungs- sowie die Postmiktionssymptome
  • Medikamenteneinnahme (Einfluss auf die Funktion des unteren Harntraktes oder Interaktionen mit Medikamenten zur Behandlung des BPS)
  • Vorhandensein einer Harninkontinenz (Belastungs-, Drang- oder Mischharninkontinenz)
  • Nykturie
  • Beeinträchtigung der Sexualfunktion
  • Stuhlunregelmäßigkeiten

LPSS-Fragebogen

international prostate symptome score

 

 

Quantifizierung des Schweregrades der Symptomatik sowie Einfluss auf die Lebensqualität:

  • 0-7 Punkte: milde Symptomatik
  • 8-19 Punkte: mittlere Symptomatik
  • 20-35 Punkte: schwere Symptomatik

LUTS bei IPSS > 7

körperliche Untersuchung

  • allgemeine körperliche Untersuchung

  • Untersuchung des äußeren Genitales
    • urethraler Ausfluss
    • Meatusstenose
    • Vorhandensein einer Phimose
    • digital-rektale Unersuchung
  • Erhebung eines orientierneden neuro-urologischen Status
    • Analsphinktertonus
    • motorischer und sensorischer Zustand der unteren Extremitäten, des Dammes und des Genitales
  • neurologische Basisuntersuchung
    • Reflexbahnen der unteren Extremitäten, um Rückschlüsse auf die Funktionstüchtigkeit der Nervenbahnen der Blase und des Blasensphinkters zu erhalten (sympathische Innervation Th11 bis L2, parasympathische und somatische Innervation S2 bis S4)

Urinstatus

  • zum Ausschluss oder zur Bestätigung von Differenzialdiagnosen für das Auftreten von Speicher- und Entleerungsstörungen
  • zum Ausschluss von Harnwegsinfektion oder einer asymptomatischen Bakteriurie

PSA-Wert