aFS - Anästhesiefokussierte Sonografie

02.09.2022

veröffentlicht in: ILIAS, das eLearningportal des BDA, der DGAI und des DAAF, 2022

Neurosonographie

Bildoptimierung

Wesentliche Elemente zur Bildoptimierung sind die Wahl der richtigen Eindringtiefe, der optimalen Frequenz, der laufzeitabhängigen (Time Gain Compensation) Verstärkung (Gain) und Fokuszone. Die Funktionen werden am Besipiele der Sonoanatomie für die anteriore Ischiadikusblockade erläutert.

 

AVF – Arteria und Vena femoralis

NI – Nervus ischiadicus

Femur – Knochenoberfläche und dorsale Schallauslöschung

 

Tiefe

Die Bildtiefe beträgt oben 13cm und im unteren Bildabschnitt 18cm. Eine größere Bildtiefe geht mit besserem anatomischem Überblick, aber Verlust an Detailgenauigkeit einher, sowohl für die Zielstruktur (Nervus ischiadicus), als auch für vulnerable Strukturen im Nahfeld (oben links Femoralgefässe).

Fokus

Der Fokus entsteht durch Bündelung der Schallwellen als Folge einer zeitlich versetzten Ansteuerung benachbarter Piezoelemente. Die Fokuszone ist der Bereich der höchsten räumlichen Auflösung (Detailgenauigkeit).

 

 

 

Abbildung 1:

  • ROT – laufzeitabhängige Verstärkung (Time Gain Compensation)
  • GELB – Kennzeichnung der Fokuszone (kleines Dreieck) am Bildrand
  • BLAU – Einstellung der Fokuszone mittels Kippschalter

Bei einigen Geräten wir die Fokuszone immer in Bildmitte generiert, ohne dass sich der Anwender dessen bewusst wird (Abbildung 2 - blauer Bereich). Bei anderen Geräte kann die Fokuszone manuell eingestellt werden (Abbildung 1 - Kippschalter: blauer Bereich, Kennzeichnung der Fokuszone am Bildrand: gelber Bereich).

 

Abbildung 2:

  • ROT - Vorwahl eines Frequenzbandes
  • GRÜN - laufzeitabhängige Verstärkung (Time Gain Compensation) BLAU - Einstellung von Bildtiefe und Fokuszone GELB - Adjustierung Bildschirmfunktionen

 

Frequenz

Moderne Schallköpfe generieren ein Frequenzband. Die hohen Frequenzen sorgen für eine gute räumliche Auflösung bzw. Detailgenauigkeit des Bildes (Nahfeld). Die niedrigen Frequenzen ermöglichen eine größere Eindringtiefe (Fernfeld). Die Medianwerte der Frequenzen können bei vielen Geräten direkt angesteuert werden. Bei anderen Geräten erhöht sich der Anteil niedriger Frequenzen automatisch bei Wahl einer größeren Eindringtiefe.

Time Gain Compensation (TGC)

TGC bezeichnet eine laufzeitabhängige Verstärkung reflektierter Schallwellen. Dadurch entsteht ein homogenes Bild, da in vivo mit zunehmender Tiefe ein Verlust (Absorption ...) an Schallenergie auftritt.

Sondenmanöver und Nadelführung

Gleiten

Gleiten beschreibt eine lineare Bewegung des Schallkopfes auf der Unterlage, ohne dass sich der Winkel zwischen Schallkopf und Unterlage ändert. Die korrekte Identifikation von sonoanatomischen Strukturen beruht wesentlich auf der Verfolgung des anatomischen Verlaufs (nerve and vessel tracking). Gleiten ist somit ein fundamental wichtiges Sondenmanöver.

 

Kippen

Beim Kippen wird der Winkel zwischen stationärem Schallkopf und Unterlage verändert. Damit kann zum Beispiel gewährleistet werden, dass anatomische Zielstrukturen in der Tiefe in einem annähernd 90°-Winkel angelotet werden. In dieser Winkelposition wird ein Großteil der reflektierten Ultraschallwellen vom Schallkopf empfangen und steht für die Bildgenerierung zur Verfügung.

 

Schwenken

Schwenken ähnelt dem Kippen, erfolgt aber über eine andere räumliche Ebene des Schallkopfes. Dieses Sondenmanöver ermöglicht in der In-Plane-Technik eine Parallelisierung von Sonde und Punktionsnadel (Nadelführung parallel zur Auflagefläche des Schallkopfes in der Schallebene) und damit eine optimierte Nadeldarstellung.

 

(De-)Kompression

 

(De-) Kompression beschreibt eine Veränderung des Anpressdruckes der stationären Sonde auf der Unterlage. In der Regionalanästhesie ist die Differenzierung zwischen

  • Vene (leicht kompressibel),
  • Arterie (eingeschränkt kompressibel),
  • monofaszikulärem Nerv (nicht kompressibel)

eine häufige Indikation.

 

Rotieren

Ziel dieses Sondenmanövers ist in vielen Fällen die Übereinstimmung der Längsachse des Schallkopfes mit der Längsachse der Punktionsnadel oder der Zielstruktur, um diese in voller Länge abzubilden. Dazu wird der Schallkopf um den stationären Mittelpunkt auf der Unterlage gedreht.

 

Zusammenfassung

In den seltensten Fällen wird man mit einem einzigen Sondenmanöver zum Ziel kommen. In der Regel erfolgen die Bewegungen kombiniert. Mehr noch als beim diagnostischen Ultraschall sind exakt abgestimmte Sonden- und Nadelmanöver wesentlich für die Vermeidung von Komplikationen und den Punktionserfolg. Dies kann letztlich nur in der Praxis vermittelt werden und erfordert Zeit und Anleitung. Vorbereitend sollten Nadelführungsübungen am Phantom genutzt werden.

Kurzachsentechnik und Langachsentechnik

Die Darstellung der Kanüle im Ultraschall erfolgt entweder in Langachsentechnik/IP (die Kanüle wird der Länge nach dargestellt) oder in Kurzachsentechnik/OOP (die Kanüle wird im Querschnitt – im Idealfall die Spitze – dargestellt). Hierbei wird der Schallkopf in short axis view (SAX – Schallsonde quer zur Zielstruktur) oder in long axis view (LAX – Schallsonde längs zur Zielstruktur) gehalten. So wird die V. jugularis interna häufig im Querschnitt dargestellt und die Punktionsnadel in der Kurzachsentechnik zum Gefäß geführt. Der Punktionsvorgang wird dann mit SAX/OOP korrekt beschrieben.

 

Nadelführung in Langachsentechnik

  1. Die glattwandige Nadel hat die Schallebene noch nicht erreicht und wird somit auch nicht abgebildet.

  2. Erreicht die Nadel die Schallebene, kommt es zu starker Reflexion an der Nadelspitze. Dieses wird als heller einzelner Punkt (Schliff von der Sonde abgewandt = bevel down => single-dot-sign) oder doppelter Punkt (Schliff zur Sonde gewandt = bevel up => double-dot-sign) abgebildet.

  3. Wenn die Nadelspitze über die Schallebene hinaus vorgeschoben wird, geht die Reflexion des Nadelschaftes verloren. Geräteabhängig kann ein schmaler Schatten (dorsale Schallauslöschung) sichtbar sein, der vom Betrachter in vielen Fällen übersehen wird und eine wichtige Komplikationsursache darstellt.

  4. Weiteres Vorschieben der Nadel führt gegenüber zu 3 zu keiner Änderung im US-Bild.

 

OOP-Technik mit einer glattwandigen Nadel

Bei einem Punktionsvorgang in Kurzachsentechnik für eine glattwandige Nadel ist die Nadelöffnung zum Schallkopf hin (bevel up) gerichtet => double-dot-sign. Danach wird die Nadel gedreht (bevel down => single-dot-sign). Beim weiteren Nadelvorschub gerät der glattwandige Nadelabschnitt in die Schallebene, durch dorsale Schallauslöschung entsteht ein dunkler Schatten.

 

Nadelführung SAX mit einer ultraschalloptimierten Nadel

  1. Ultraschall-optimierte Nadeln sind am Nadelende bewusst uneben gestaltet. Damit wird ein größerer Anteil der Schallwellen zur Sonde rückreflektiert und somit abgebildet. Im Bild hat die Nadel die Schallebene nicht erreicht und wird noch nicht abgebildet.

  2. Hier zeigt sich eine starke punktförmige Reflexion durch den distalen Nadelschliff (bevel down) sowie schallkopfnäher ein unregelmäßiges helles Muster, welches durch die Einkerbungen der Nadeloberfläche entsteht.

  3. In der Abbildung ist die Nadelspitze bereits über die Schallebene hinaus vorgeschoben. Das Muster, das auf Grundlage der Einkerbungen im Nadelschaft entsteht, dominiert das Ultraschallbild.

  4. Wenn die Nadelspitze über die Schallebene hinaus vorgeschoben wird, liegt der glattwandige Abschnitt des Nadelschaftes in der Schallebene und die Reflexion geht verloren. Geräteabhängig kann ein schmaler Schatten (dorsale Schallauslöschung) sichtbar sein, der vom Betrachter in vielen Fällen übersehen wird.

 

OOP-Technik mit einer ultraschalloptimierten Nadel

Bei einem Punktionsvorgang in Kurzachsentechnik für eine ultraschall-optimierte Nadel wird zunächst ein heller Reflex (Nadelspitze) sichtbar, anschließend ein helles Muster (Einkerbungen am Nadelschaft). Deutlich erkennbar sind Einkerbungen über eine Strecke von 2x1 cm mit einer kurzen Unterbrechung von 1 cm. Beim weiteren Nadelvorschub gerät der glattwandige Nadelabschnitt in die Schallebene, durch dorsale Schallauslöschung entsteht ein dunkler Schatten.

Walk-Down-Technik

Die Walk-Down-Technik bezeichnet eine Nadelführungstechnik zur kontrollierten Annäherung der Punktionsnadel an die Zielstruktur in SAX/OOP. Um die Verletzung vulnerabler Strukturen im nicht einsehbaren Abschnitt zwischen Hautoberfläche und Schallebene zu vermeiden, wird dieser Bereich zunächst gescannt. Anschließend wird die Punktionsnadel flach in die Schallebene geführt und oberflächlich zur Zielstruktur abgebildet. Nach dem Zurückziehen der Nadel wird sie in steilerem Winkel erneut vorgeschoben und erreicht die Schallebene in größerer Tiefe. Diese Prozedur wird wiederholt, bis die Zielstruktur erreicht ist. Der Patientenkomfort kann durch die Redirektion der Nadel eingeschränkt sein. Gleichzeitig ist das Gewebetrauma (insbesondere bei Katheternadeln) größer.

Slide-Down-Technik

Bei der Slide-Down-Technik werden Nadel und Schallkopf (Gleitbewegung) synchron über das Zielobjekt geführt, bis die Nadelspitze das Ziel erreicht. Diese Technik ist geeignet, wenn das Ziel über einige cm verfolgt werden kann, zum Beispiel bei der Punktion eines arteriellen Gefäßes am Unterarm. Vorteilhaft ist, dass sich der Anschallwinkel zum Zielobjekt nicht ändert und damit die Abbildungsqualität erhalten bleibt.

Tilt-Down-Technik

Für die Tilt-Down-Technik werden Nadel und Schallkopf (Kippbewegung) ebenfalls synchron über das Zielobjekt geführt, bis die Nadelspitze das Ziel erreicht. Allerdings kann die Abbildungsqualität der Zielstruktur durch den veränderten Anschallwinkel beeinträchtigt sein.

Nadelführung in Langachsentechnik

In LAX/IP wird die Punktionnadel jederzeit in der Schallebene geführt. Die Punktionsnadel gelangt unter Sicht kontrolliert an das Zielobjekt. Wenn Schallebene und Nadelschaft jedoch nicht übereinstimmen (Rotationsfehler), wird nur ein variabler Abschnitt des Nadelschaftes sichtbar. Das Ende der echogenen (hellen) Reflexion im Ultraschallbild entspricht nun nicht mehr der Nadelspitze. Somit sind auch in dieser Technik Fehlpunktionen möglich. Durch angepasste Schallkopfbewegungen (Rotation etc.) während des Punktionsvorganges muss kontinuierlich eine Übereinstimmung von Schallebene und Nadel gewährleistet werden.

Flache Nadelführung in Langachsentechnik

Das Nadelende ist eindeutig zu identifizieren. Dies kann durch Applikation kleinster Flüssigkeitsboli verifiziert werden (Hydrolokalisation). Die parallele Bewegung zum Schallkopf gewährleistet, dass ein großer Anteil der Schallwellen rückreflektiert wird. Die Nadel ist deutlich sichtbar. Ein Teil der Schallwellen wird im Lumen der Nadel reflektiert und erreicht erst nach gewisser Verzögerung den Schallkopf. Dies wird als Reverberationsecho mehrfach mit abnehmender Intensität hinter (unterhalb) der Nadel abgebildet.

 

Fazit: Die Parallelisierung von Nadel und Schallkopf ist eine wichtige Maßnahme, um die Punktionsnadel deutlich abzubilden. Dies kann durch geeignete Sondenmanöver und die Wahl des Injektionsortes erreicht werden.

Steile Nadelführung in Langachsentechnik

Steile Punktionswinkel bedingen bei glatten Nadeln, dass ein hoher Anteil der Schallwellen seitlich und nicht zur Sonde reflektiert wird. Dieser Anteil geht für die Bildgebung verloren. Die Sichtbarkeit der Nadel nimmt mit steigendem Punktionswinkel deutlich ab.

Für ultraschalloptimierte Nadeln gilt, dass auch bei steilen Punktionswinkeln durch die Einkerbungen im Nadelschaft ausreichend viele Signale zum Schallkopf rückreflektiert werden, um eine gute Nadeldarstellung (im Bereich des unebenen Nadelabschnittes) zu gewährleisten.

Erweiterte Nadelführungstechniken

Compound Imaging

Die Darstellung von nicht ultraschalloptimierten Nadeln gelingt ab einem kritischen steilen Punktionswinkel in der In-Plane-Technik aufgrund der seitlichen Reflektion der Schallwellen vom Nadelschaft nicht mehr. 

Einige Hersteller bieten deshalb Funktionen an, die zu einer optimierten Nadeldarstellung führen sollen. Beim Spatial Compound Imaging werden die Ultraschallwellen durch elektronische Ansteuerung teilweise seitlich in das Gewebe ausgesendet. Sie treffen somit in einem Winkel auf den Nadelschaft, der eine Rückreflektion der Schallwellen zum Schallkopf und somit eine verbesserte Nadeldarstellung gewährleistet. 

Durch die erforderliche Rechenleistung sinkt die Bildwiederholungsrate und es kann zu „Ruckelbildern“ kommen. Eine verbesserte Nadeldarstellung ist zudem nur im Abschnitt BC gegeben. Gerade die Nadelspitze (Abschnitt AB) ist häufig nicht abgebildet, da hier keine seitlich gesendeten Schallwellen auf den Schaft treffen können. Der Schallkopf ist deshalb so zu positionieren, dass Zielstruktur und Nadelspitze sich im Abschnitt BC befinden.

Saphenusblock im Trigonum femorale (In-Plane-Technik) mit Schallkopfposition in Höhe des mittleren medialen Oberschenkels. Die verbesserte Darstellung des Nadelschaftes erfolgt auf Kosten einer geringeren räumlichen (Bildschärfe) und zeitlichen (Bildwiederholungsrate) Auflösung. 

Der Nervus saphenus als Zielstruktur ist nicht eindeutig zu identifizieren. Nur die Injektion von Flüssigkeit gibt eine hinreichend genaue Information über die Position der Nadelspitze (Hydrolokalisation). Die Ausbreitung des Lokalanästhetikums zwischen A. femoralis supf. (AFS) und M. sartorius ist in diesem Bildbeispiel ein Prädiktor für den Blockadeerfolg. Die Strecke BC entspricht dem mit Spatial Compound Imaging darstellbaren Abschnitt des Nadelschaftes.

 

Nadelführungshilfen

 

Nadelführungshilfen ermöglichen die sichere Nadelführung innerhalb der Schallebene, sowohl in der Out-Of-Plane- als auch in der In-Plane-Technik. Folgende Anforderungen werden an ein optimales System gestellt:

  • Freie Wahl des Punktionswinkels
  • Sterilität
  • Wiederverwendbarkeit
  • Niedriger Preis
  • Anwenderfreundlichkeit

Auf dem Markt existieren für die Regionalanästhesie neben wiederverwendbaren einteiligen auch zweiteilige Systeme, bestehend aus einer wiederverwendbaren Halterung (unsteril innerhalb des latexfreien Schallkopfüberzuges) und einer auf den Schallkopfüberzug steril aufgesteckten Einweg-Nadelführung in den Größen 18 bis 25 Gauge.

 

Nadelnavigation

Nadelnavigation ermöglicht die antizipierte Darstellung der Nadel und des voraussichtlichen Nadelweges im dreidimensionalen Raum, auch wenn die Nadel selbst sich noch außerhalb der eigentlichen Schallebene befindet und auf dem Monitor somit nicht sichtbar ist. Der Einsatz von Magnetfeldern (bzw. deren Deformierung durch den Nadelvorschub) hat noch keine breite klinische Anwendung gefunden. Alle anderen technischen Ansätze befinden sich in einem frühen experimentellen Stadium.

 

Fazit

Nadelführungssysteme sind für die meisten oberflächlichen Blockaden bis etwa 4 cm Punktionstiefe entbehrlich. Sie können jedoch bei tiefen Blockaden und schwierigen Schallbedingungen Sicherheit und Erfolg der Blockadetechnik erhöhen. Die Erfahrungen sind insgesamt noch sehr gering.

 

Regionalanästhesie unter Verwendung eines Konvexschallkopfes

In-Plane-Technik

Die Schallwellen treffen in Konvexmitte in einem kleineren Winkel α auf den Nadelschaft (α<β) als am Konvexrand β. Aufgrund des stärkeren Signalverlustes durch Reflexion wird deshalb gerade die Nadelspitze schlechter abgebildet. In dieser Situation ist die Verwendung ultraschall-optimierter Nadeln zwingend erforderlich.

Parasacraler Ischiadikusblock unter dem Musculus piriformis. Rechte Seite. Bildtiefe 7,8cm.

Konvexschallkopf mit Abschnitt

  1. ultraschall-optimiert – gut sichtbar,
  2. Winkel β – gut sichtbar und
  3. Winkel α – kaum sichtbar.

 

Räumliche Auflösung

 

Die räumliche Auflösung beschreibt den kleinsten Abstand zweier benachbarter Bildpunkte, die gerade noch als getrennt wahrgenommen werden können. Man unterscheidet axiale, laterale und elevationale Auflösung.

Je tiefer sich das Zielobjekt befindet, desto größer ist die Schichtdicke bzw. umso geringer ist umgekehrt die elevationale Auflösung. Dies ist bei Konvexschallköpfen besonders deutlich ausgeprägt.

Als Folge werden räumlich in der Tiefe (z-Ebene) hintereinander liegende Strukturen – wie z. B. Nadel und Zielstruktur – in einer Bildebene dargestellt. Man spricht auch von einem Schichtdickenartefakt. Klinisch zeigt sich z. B. eine scheinbar intravasale Nadelposition ohne Blutaspiration. Dieses Artefakt kann durch optimale Einstellung der Fokuszone reduziert werden.

Sonoanatomie

Sonographische Identifikation

Differenzierung von Nerven und Sehnen

Sehnen und Nerven liegen oft nebeneinander. Unter ungünstigen anatomischen Bedingungen (Adipositas, Exsikkose etc.) und/oder bei tiefen Blockaden kann es notwendig sein, sich zusätzlicher Verfahren wie der Nervenstimulation zu bedienen.
Für häufige Blockaden gelingt eine Differenzierung in den allermeisten Fällen durch Kenntnis der Sonoanatomie.

In der US-gesteuerten Regionalanästhesie bezeichnet Anisotropie die Abhängigkeit der Sichtbarkeit einer Struktur vom Anschallwinkel. Bei einem Anschallwinkel von etwa 90° wird ein Großteil der Ultraschallwellen zur Sonde rückreflektiert und steht für die Bildgebung zur Verfügung. Bei einer deutlichen Abweichung vom rechten Winkel geht ein relevanter Anteil der Schallenergie verloren (Anisotropie). Dies ist bei homogenen (glatten) Strukturen wie zum Beispiel den annähernd parallel verlaufenden Kollagenfaserbündeln in Sehnen besonders ausgeprägt.

In der Tabelle wird deutlich, dass die Erarbeitung der Sonoanatomie ein dynamischer Prozess ist. Standbilder erreichen selten die Aussagekraft von Videosequenzen.

Variabilität der Echotextur von Nerven

Größe und Anzahl der Faszikel sowie der Bindegewebsgehalt von Nerven sind sehr variabel. Dadurch ergeben sich vielerlei Abweichungen von der typischen Bienenwabenstruktur. Details hierzu erhalten Sie in den Kapiteln zu den einzelnen Blockadetechniken.

Verwechselung von Nerven mit ...

 

Lymphknoten

 

Lymphknoten haben eine variable Sonomorphologie:

  • homogen hypoechogen (dunkel),
  • homogen echogen (grau) mit Randsaum,
  • inhomogen mit zystischen (regressiven) Veränderungen.

Lymphknoten verschwinden beim Gleiten des Schallkopfes.

 

Verkalkungen

Beispiel: mögliche Verwechslung des N. femoralis mit der verkalkten (hyperechogenen) Sehne des M. psoas major am Femur.

 

Artefakten

hyperechogene (helle) Artefakte hinter zystischen Strukturen (Gefäßen).

Typische Verwechslungen mit diesem Artefakt sind für den N. radialis (hinter der A. brachialis) und den Fasciculus medialis (hinter der A. axillaris) bekannt.

 

Dorsale Schallverstärkung

Diese ist ein typisches Artefakt hinter Blutgefäßen bzw. anderen zystischen Strukturen. Die Schallenergie wird innerhalb der Struktur kaum abgeschwächt, somit steht dahinter mehr Schallenergie zur Verfügung.
Aus diesem dorsalen Bereich wird laufzeitabhängig mehr Schallenergie zur Sonde rückreflektiert. Der Abschnitt hinter der Struktur erscheint heller als lateral davon gelegene Gewebeschichten.

Sonoanatomie der rechten inguinalen Region

Sonoanatomie der rechten inguinalen Region vor Durchführung einer Femoralisblockade. Durch kleine Gleit- und Kippbewegungen kommen unterschiedliche Strukturen (Lymphknoten, Nervus femoralis) zur Abbildung. Die Videosequenz unterstreicht die Bedeutung des dynamischen Untersuchungsganges vor Durchführung der Blockade.

erschwerte Punktionsbedingungen

Hautemphysem

Die Totalreflexion ist bereits bei Injektion kleinster Luftmengen (Cave sorgfältige Entlüftung von Nadel und ggf. Zuleitung) so ausgeprägt, dass eine relevante Sichtverschlechterung für den weiteren Punktionsvorgang resultiert.

Das zervikale Hautemphysem erschwert die Darstellung der Vena jugularis interna auf der linken Seite durch Totalreflexion der Ultraschallwellen erheblich.

Hohes Alter

 

Parasacraler Ischiadicusblock auf der rechten Seite. Patient in Linksseitenlage, Bildtiefe 7,8cm. 21G/100mm ultraschall-optimierte Nadel. (In der Bildmitte zeigen sich kleinste Luftbläschen (Nadel inkomplett entlüftet) als hyperechogene Reflexe.) Der verminderte Flüssigkeits- und erhöhte Bindegewebsgehalt bei diesem hochbetagten Patienten führt zu einer zunehmend hyperechogen abgebildeten Muskulatur, die kaum von Anteilen des Plexus sacralis abgegrenzt werden kann. Es empfiehlt sich der Einsatz eines Konvexschallkopfes sowie die gleichzeitige Verwendung eines Nervenstimulators.

1 Glutealmuskulatur
2 M. piriformis
3 N. ischiadicus

Blockadetechnik bei kompromittierter Gerinnung

Schwerwiegende Blutungsereignisse (Nervenschaden, kreislaufwirksamer Blutverlust, Transfusionsbedarf) im Zusammenhang mit regionalen Anästhesieverfahren bei kompromittierter Gerinnung sind selten. Für rückenmarknahe Verfahren existieren Daten aus großen Registerstudien. Für periphere Nervenblockaden liegen lediglich Kasuistiken vor. Grundlage der Empfehlung ist die S1-Leitlinie „Rückenmarknahe Regionalanästhesien und Thromboembolieprophylaxe/antithrombotische Medikation“.

Die folgende Tabelle zeigt Techniken mit erhöhtem Risiko klinisch relevanter Blutungen. Überwiegend handelt es sich um tiefe Blockaden, die nicht im Modul Neurosonographie dargestellt werden (weiß). Für diese Techniken sollten die Empfehlungen der S1-Leitlinie in gleicher Weise eingehalten werden. Der Einsatz der Sonographie und die Durchführung durch erfahrene Kollegen kann die Häufigkeit vaskulärer Punktionen reduzieren.

Arbeitsplatzergonomie

Bei der Positionierung gibt es für viele Blockaden unterschiedliche Möglichkeiten.
Einflussfaktoren können sein:

  • räumliche Bedingungen
  • Vorlieben
  • hauseigene Standards
  • Links- oder Rechtshändigkeit

Wichtig ist, Patient und Bildschirm innerhalb eines 90°-Sektors im Blick zu haben.

Der Patient sollte bequem gelagert und die Anxiolyse (auch nichtmedikamentös) optimiert werden. Vor komplexen Prozeduren oder Katheteranlagen kann die Verabreichung von Opioiden (Pulsoxymetrie, Sauerstoffinsufflation) sinnvoll sein.

Der Arm des Anästhesisten soll bequem auf der Unterlage abgestützt werden, um die Ultraschallsonde über einen längeren Zeitraum kontrolliert führen zu können.

 

Darstellung

Bei interventionellen sonographischen Verfahren besteht die Herausforderung darin, die Nadel sicher zum Zielobjekt zu führen. Der Anästhesist hat unabhängig von der Lagerung des Patienten ein „inneres Bild“ der anatomischen Strukturen vor sich. Die Ultraschallsonde sollte nun so platziert werden, dass diese Anatomie seitenrichtig auf dem Bildschirm abgebildet ist.

Hygiene in der regionalanästhesie

Evidenzbasierte Hygieneempfehlungen im Bereich der meisten Parameter können für die Regionalanästhesie nicht getroffen werden. Der Großteil der Empfehlungen orientiert sich an den Vorgaben der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI), die im Wesentlichen auf Analogien zur Anlage zentraler Venenkatheter beruhen. Die Empfehlungen gelten für periphere und rückenmarksnahe Leitungsanästhesien, nicht jedoch für lokale Infiltrationsanästhesien oder Lokalanästhesien in Schleimhautbereichen wie bei zahnärztlichen Eingriffen.

 

10 Gebote zu Hygienemaßnahmen in der Regionalanästhesie

 

  1. Rahmenbedingungen optimieren (Hygieneplan, geeignete Räumlichkeiten, begrenzte Personenzahl im Raum)
  2. Behandler (kein Schmuck, Mund-Nasen-Schutz, Haube, hygienische Händedesinfektion, sterile Einmalhandschuhe)
  3. Patient (keine Rasur - Mikroläsionen, Behandlung der Punktionsstelle mit Alkohol in Kombination mit Antiinfektiva mit Langzeitwirkung: Chlorhexidin oder Octenidin, Einwirkzeit 2 Minuten)
  4. Antibiotikaprophylaxe nicht empfohlen! Eine geplante perioperative Antibiotikaprophylaxe sollte schon vor der Punktion gegegen werden.
  5. Ausschließliche Verwendung von Einmalartikeln und Single-Dose-Ampullen
  6. Schallköpfe mit einer sterilen Hülle versehen. Kochsalzlösung ist das ideale Ankopplungsmedium aus Sicht der Neurotoxizität.
  7. Verbandtechnik: keine Annaht, Verbandwechsel minimieren (erneute Desinfektion). Bakterienfilter? Untertunnelung?
  8. Tägliche Visiten (Indikation? Infektion?)
  9. Diskonnektionen vermeiden
  10. Infektionszeichen: Katheter entfernen (Fieber, Anstieg der Entzündungsmarker, Austritt von Eiter)

Praxistipp:

Sterile Kittel und großflächige Lochtücher werden für die Durchführung kontinuierlicher Katheterverfahren und komplexer Prozeduren empfohlen, nicht jedoch für einfache Single-Shot-Blockaden. Durch sie wird das sterile Abstützen der Hände/Unterarme auf der Unterlage möglich. Dies erleichtert wesentlich die Kontrolle des Punktionsvorganges.

Nervenschäden und Nerv-Nadel-Relationen

versehentliche transneurale Punktion

In der Videosequenz ist eine axilläre Plexusblockade in Langachsentechnik dargestellt.

  • Arteria brachialis (A),
  • Nervus radialis (R),
  • Nervus ulnaris (U),
  • Nervus musculocutaneus (MC) und
  • Nervus medianus (M)

sind markiert. Die 24G-Nadel wird nach Abschluss der Blockade durch den Nervus medianus zurückgezogen, ohne dass Komplikationen entstanden sind. Das Risiko postoperativer neurologischer Komplikationen im Zusammenhang mit peripheren Regionalanästhesien beträgt etwa 1:1000. Intraneurale Injektionen sind zu vermeiden!

 

Vermeidung von nervenschäden

Intraneurale Punktionen oder Injektionen

.. treten auch unter ultraschallgesteuerter Regionalanästhesie gelegentlich auf und sind nicht zwangsläufig mit neurologischen Komplikationen assoziiert. Ein direkter Nerv-Nadel-Kontakt ist harmlos und regelhaft nicht von Parästhesien begleitet. Parästhesien sind ein spezifisches, aber wenig sensitives (40 bis 60 %) Zeichen für eine intraepineurale Nadelposition und sollten deshalb nicht als Methode zur Nervenlokalisation eingesetzt werden. Mögliche Mechanismen von Nervenschäden sind Inflammation, Hämatom oder Ischämie nach Gefäßverletzung, Kompression des Nerven durch das Lokalanästhetikum sowie ein direktes Nadeltrauma.

 

Praxistipp: Der Einsatz von Ultraschall senkt nicht per se die Häufigkeit von neurologischen Komplikationen. Wesentliche Grundlage ist das Beherrschen der Nadelführungstechniken. Die Punktionsnadel ist unter Sicht idealerweise tangential an den Zielnerven zu führen. Bei Verlust der Sicht auf das Zielobjekt oder die Nadelspitze ist der Punktionsvorgang zu unterbrechen, um die Sichtbedingungen zu optimieren. Daher: Kein blinder Nadelvorschub!

 

 

Interepineurale (interfaszikuläre) Injektionen

 

... sind eher mit Nervenschäden assoziiert als intraepineurale (extrafaszikuläre) Injektionen. Klinisch zeigen sich (schmerzhafte) Parästhesien und ein hoher Injektionswiderstand, was eine sofortige Nadelkorrektur erfordert. Zwischen beiden Punktionsorten kann nicht sicher sonographisch differenziert werden. Deshalb soll eine Perforation des Epineuriums nicht aktiv angestrebt werden. Das Risiko eines Nervenschadens bei intraneuraler Injektion ist besonders hoch für bindegewebsarme, oligofaszikuläre Nerven, etwa bei der interskalenären Blockade des Plexus brachialis. Die Durchführung einer Regionalanästhesie kann auch am analgo-sedierten Patienten erfolgen, etwa in der Kinderanästhesie oder auf der Intensivstation.

 

Praxistipp: Es sollte immer eine Risikoabwägung zwischen den einzelnen Anästhesieverfahren getroffen werden. Ggf. ist eine lokale Wundinfiltration der Leitungsanästhesie vorzuziehen. Die Vermeidung von Nervenschäden beginnt daher mit der Indikationsstellung für oder gegen das Regionalanästhesieverfahren. Eine Fußheberparese etwa hat für einen jungen, körperlich aktiven Patienten eine andere Bedeutung als für einen immobilen, multimorbiden Patienten im Rahmen von peripheren Amputationen.

Lokalanästhetilatoxizität

Lokalanästhetika sind Natriumkanal-Blocker, die dosisabhängig eine Neuro- und Kardiotoxizität aufweisen. In voller Ausprägung kommt es zu generalisierten Krampfanfällen mit Verlust des Bewusstseins und zum Herzstillstand. Symptome der Lokalanästhetika-Intoxikation können nach intravasaler Injektion innerhalb von Minuten, bei Überschreitung der Maximaldosen durch Resorption aber auch verzögert auftreten.

Regionalanästhesien sollten nur von Teams durchgeführt werden, die in der Behandlung eines Herzstillstandes ausgebildet sind. 

Grundbedingungen sind angemessene räumliche und materielle Voraussetzungen, insbesondere das Vorhalten der zur kardiopulmonalen Reanimation und Beatmung erforderlichen Geräte und Medikamente sowie die Sicherung ihrer Funktionsfähigkeit.

 

LAST - local anesthetic systemic toxicity

LAST führt zu einer akuten toxischen Kardiomyopathie!

 

Prophylaxe:

  • Visualisierung  der Ausbreitung des Lokalanästhetikums (Ultraschall) – sofortiger Stopp der Injektion und Korrektur der Nadelposition, wenn das injizierte Lokalanästhetikum nicht dargestellt werden kann (Ultraschall)
  • Dosisbegrenzung (Ultraschall)

Therapie:

  • Hilfe holen
  • Sauerstoff und Benzodiazepine bei Krampfanfall
  • Advanced cardiac life support (ACLS)
  • Lipidemulsion 20 % (LCT oder LCT/MCT-Gemisch)
    • Bolus 1,5 ml/Kg Idealgewicht über 1 Minute, gefolgt von 0,25-0,5 ml/Kg über
      10 Minuten
    • Bolus kann wiederholt werden, maximal 10 ml/Kg Idealgewicht über 30 Minuten
  • Kasuistik auf www.lipidrescue.org dokumentieren

weitere Besonderheiten:

  • Verwendung von Vasopressin nicht empfohlen (Nachlast steigt)
  • Adrenalin (Sauerstoffverbrauch und Nachlast steigt) sollte in sehr kleinen Boli (maximal 1 μg/kg) verabreicht werden
  • Propofol ist selbst eine Fettemulsion, der Einsatz wird aber wegen der kreislaufdepressiven Wirkung eher kritisch gesehen. Die ideale Fettemulsion ist nicht definiert, es kommen sowohl LCT- als auch LCT-/MCT-Emulsionen in Betracht.

 

 

Wirkmechanismen von Fettemulsionen bei LAst

  • Lokalanästhetikum wird enkapsuliert und dem Stoffwechsel zugeführt; der LA-Plasmaspiegel sinkt
  • Fette konkurrieren mit dem LA um die Natriumkanäle (Membraneffekt)
    Aktivierung zytoprotektiver Kaskaden
  • Steigerung der Fettsäureaufnahme in die Mitochondrien mit günstigem metabolischen Effekt
  • Erleichterung des Kalziumeinstroms mit positiv inotropem Effekt
    Hypoxie und Azidose können die Wirksamkeit der Lipd Rescue Therapy kompromittieren!

 

Blockaden der oberen Extremität: Armplexusblockaden

Innervation der oberen Extremität

Im folgenden Abschnitt werden häufige Blockaden der oberen und unteren Extremität dargestellt. In vielen Fällen kann die Blockade sowohl in Kurzachsentechnik (out-of-plane/OOP) als auch in Langachsentechnik (in-plane/IP) erfolgen (Bsp. Axilläre Plexusblockade, Blockade des Nervus femoralis). Zudem sind für die gleiche Indikation oft unterschiedliche Blockadetechniken geeignet (Bsp. supraklavikuläre oder axilläre Blockade des Plexus brachialis). Die Auswahl der Technik ist auch von Traditionen, der Erfahrung des Anästhesisten, dem verwendeten Material (Nadeln) und individuellen Faktoren des Patienten (anatomische Variabilität, Verbände, Lagerung etc.) abhängig. Insofern sind die gezeigten Videosequenzen als Beispiele für die einzelnen Blockadetechniken zu interpretieren.

 

Interskalenäre Blockaden des Plexus brachialis erfassen immer auch die Nn. axillaris und suprascapularis. Sie sind ideal für schulterchirurgische Eingriffe geeignet. Eine Blockade des N. phrenicus (C3-5) ist abhängig von der akzessorischen Versorgung über den Plexus brachialis (C5) und dem applizierten Volumen, das den N. phrenicus (C3) auf dem M. scalenus anterior erreichen kann.

Oft beobachtet man eine bindegewebige Kompartimentierung zwischen den Wurzeln C5-C6 und C7-Th1. In diesen Fällen ist die Blockade insbesondere im Bereich der Hand ggf. nicht ausreichend, da die kaudalen Plexusanteile nicht ausreichend mit Lokalanästhetikum imprägniert werden. Axilläre, supra- und infraklavikuläre Blockaden sind gleichermaßen für alle Eingriffe im Bereich der oberen Extremität bis in Höhe des Ellenbogens geeignet.

Die Anlage eines Tourniquets am Oberarm wird meist gut toleriert. Einige Kollegen empfehlen die zusätzliche Blockade des N. intercostobrachialis, zum Beispiel durch subkutane Ringinfiltration am proximalen medialen Oberarm.

 

Die Kenntnis von Kennmuskeln und Dermatomen ist essentiell für den Blockaderfolg bzw. die sinnvolle Anwendung von peripheren Rescue-Blockaden zur Supplementierung einer inkompletten Plexusanästhesie.

Anatomie des Plexus brachialis

 

Der Plexus brachialis wird aus den Rami anteriores der Spinalnerven C5 bis Th1 gebildet. Auf dem Weg von der Wirbelsäule (Rami) bis nach axillär (Endäste) findet eine vielfältige Umorganisation statt.

Zugleich verlassen das Nervengeflecht sowohl oberhalb (Pars supraclavicularis) als auch unterhalb (Pars infraclavicluaris) des Schlüsselbeins wichtige Nerven für die Versorgung von Schulter und Rumpf.

Interskalenäre Plexusblockade

Der Patient liegt in bequemer Rückenlage und dreht den Kopf leicht zur Gegenseite. In der Regel wird die Blockade in der Out-Of-Plane-Technik ausgeführt, um Verletzungen des Nervus dorsalis scapulae (Punktion von lateral) bzw. des Nervus phrenicus (Punktion von medial) zu vermeiden. Soll die Nadel in In-Plane-Technik von lateral vorgeführt werden, so ist die Unterpolsterung der Schulter eine einfache Maßnahme, die die Nadelführung signifikant erleichtert. Der Anästhesist steht am Kopfende und hat sowohl den Patienten als auch den Bildschirm im Blick.

 

Äußere anatomische Landmarken für die Schallkopfpositionierung sind der Ringknorpel, das Schlüsselbein, der M. sternocleidomastoideus und die V. jugularis externa. Ggf. ist die Skalenuslücke bei schlanken Patienten auch sicht- oder tastbar. Die inneren anatomischen Landmarken werden auf den folgenden Seiten im Detail beschrieben. Die Skalenuslücke kann aus der supraklavikulären Position (Gleiten/Kippen des Schallkopfes nach kranial) oder aus der Schallkopfposition über den Halsgefäßen (Gleiten des Schallkopfes nach lateral) aufgesucht werden. Grundsätzlich lässt sich die Punktionshöhe über die Darstellung der Querfortsätze der Halswirbelsäule exakt bestimmen.

Die perlschnurartige Anordnung der Nervenwurzeln in der Skalenuslücke ist eine idealisierte Vorstellung, die eher die Ausnahme als die Regel darstellt. Typisch sind eine Vielzahl von anatomischen Varianten. Die Wurzeln C5(-6) verlaufen oft medial des Musculus scalenus anterior oder perforieren diesen, um sich am distalen Ende der Skalenuslücke den anderen Nervenwurzeln anzulagern.

Typisch ist auch eine Kompartimentierung des interskalenären Plexus in einen oberen (C5-C6) und einen tiefen Anteil. In diesen Fällen wird der Plexus brachialis zum Beispiel durch einen M. scalenus minimus und/oder Äste des arteriellen Truncus thyrocervicalis (A. transversa cervicis) geteilt.

 

Sonoanatomie interskalenäre Blockade

Sichtbar sind:

  • A. carotis communis – ACC
  • V. jugularis interna (komprimiert) - VJI
  • lateraler Rand des M. sternocleidomastoideus – 3
  • Skalenuslücke – 5
  • M. scalenus anterior – 1
  • M. scalenus medius – 2

Vulnerable Strukturen: Die V. jugularis externa ist aufgrund der Kompression durch den Schallkopf nicht sichtbar und kann leicht perforiert werden. Insbesondere vor Katheteranlagen ist sie vorher gezielt darzustellen (bewusste Dekompression des Schallkopfes)! Medial des Musculus scalenus anterior sind zwei weitere vulnerable Strukturen dargestellt:

  • A. cervicalis ascendens – 6
  • N. phrenicus – 4

 

Sichtbar sind (von medial nach lateral):

  • N. phrenicus – 4
  • A. cervicalis ascendens - 6
  • Vertebralgefäße – V
  • M. scalenus anterior – 1
  • Skalenuslücke – 5
  • M. scalenus medius – 2
  • N. dorsalis scapulae – 7
  • N. thoracicus longus – 8

Vulnerable Strukturen: Die Abbildung verdeutlicht, dass bei der In-Plane-Technik (IP) – sowohl von medial als auch von lateral – eine Vielzahl vulnerabler Strukturen verletzt werden kann. Deshalb wird meist die Punktion in Out-Of-Plane-Technik (OOP) empfohlen. Aber auch hierbei können Strukturen wie die V. jugularis externa oder die Nervenwurzeln C5-6 verletzt werden. Die Entscheidung für eine bestimmte Punktionstechnik wird deshalb immer anhand der individuellen Sonoanatomie getroffen.

 

Sichtbar (von oberflächlich nach tief):

  • Skalenuslücke – 5
  • M. scalenus anterior – 1
  • M. scalenus medius – 2
  • Nervenwurzel C7 – C7a
  • Querfortsatz 7. Halswirbelkörper – C7bmit typischer Sonoanatomie:
    • lateral: Tuberculum posterius – TP
    • medial: fehlend - Tuberculum anterius; stattdessen Anlagerung der Vertebralgefäße (V) an die Halswirbelsäule (HWS)
  • ausgehend von C7 können die Querfortsätze an der HWS nach kranial bis etwa C3 verfolgt werden

 

Interskalenäre Plexusblockade in Kurzachsentechnik (links)

  1. Vorsichtiges Heranführen der Nadel an die Skalenuslücke, um Verletzungen der Nervenwurzel C5 zu vermeiden
  2. Identifikation der Nadelspitze gelingt durch:
    1. kleine „zitternde“ Bewegungen
    2. Applikation kleinster Flüssigkeitsboli (Hydrolokalisation)
  • Perforation der Lamina prävertebralis der Halsfaszie zwischen Nervenwurzel C5 und M. scalenus medius
  • Sichtbarkeit des Double-Dot-Sign der Nadelspitze während der Injektion des Lokalanästhetikums
  • keine zusätzliche Injektion medial der Skalenuslücke notwendig

 

 

supraklavikuläre Plexusblockade

In der Praxis

Der Patient liegt in bequemer Rückenlage und dreht den Kopf leicht zur Gegenseite. Der Schallkopf wird direkt oberhalb der Clavicula aufgesetzt und in die Fossa supraclavicularis gekippt.

Anatomische Landmarken sind:

  • A. subclavia – AS
  • 1. Rippe mit dorsaler Schallauslöschung
  • Pleura

Der Plexus brachialis (gelb) liegt lateral der A. subclavia auf der ersten Rippe. Ausdehnung und Abgrenzung gegenüber perforierenden Blutgefäßen sind nicht immer leicht festzulegen. Er wird supraklavikulär regelmäßig durch große Halsgefässe (A. transversa colli) in einen "Upper Trunk" und einen "Lower Trunk" geteilt.

 

Supraclaviculäre Plexusblockade in Langachsentechnik

In der supraklavikulären Region findet eine Umorganisation der Nervenfasern von den Trunci zu den Fasciculi statt. Die Abgrenzung der Plexusregion ist schwierig. Sie ist unter Einbeziehung der Halsfaszie stark kompartimentiert. Im Einzelfall ist die extraepineurale Lage der Nadelspitze nicht sicher zu beweisen. Daraus resultieren besondere Vorsicht bei der Punktion und umgehende Korrektur der Nadelposition bei Auftreten von Missempfindungen. Trotzdem ist die Perforation bindegewebiger Hüllstrukturen wichtig für den Erfolg der Blockade. Die Vorteile (längere Anästhesiedauer, kürzere Anschlagzeit) sind für einen subfascialen Injektionsort unter Studienbedingungen gezeigt worden. In der Regel werden etwa 20ml Lokalanästhetikum appliziert.

Anatomische Landmarken sind:

  • A. subclavia – AS
  • 1. Rippe mit dorsaler Schallauslöschung
  • Pleura

 

Infraklavikuläre Blockade des Plexus brachialis

Lage des infraclaviculären Plexus

Die Nomenklatur der Faszikel folgt der Lage in Bezug auf die Arteria axillaris. Zu beachten ist allerdings, dass diese Lagebeziehung erst am lateralen Rand der Pectoralismuskulatur erreicht wird. Unmittelbar unterhalb der Clavicula liegen alle Plexusanteile kranio-lateral der Arteria axillaris.

 

Plexus brachialis

Der Plexus brachialis und die großen Gefäße sind auf der rechten Seite im Querschnitt dargestellt (SAX). Die Bildtiefe beträgt 4cm. Von lateral kommend mündet die Vena cephalica in die Vena axillaris und überkreuzt dabei den Plexus brachialis. In der gleichen Position können oft kräftige Äste der Arteria thoracoacromialis dargestellt werden, die zum Teil durch die Plexusregion ziehen. Diese anatomischen Gegebenheiten erschweren die Auswahl eines geeigneten Punktionsweges.

MP – M. pectoralis
VA – V. axillaris
AA – A. axillaris
IM – Interkostalmuskulatur
PB – Plexus brachialis
VC – V. cephalica

 

SAX/OOP

Das Video zeigt eine infraklavikuläre Blockade des Plexus brachialis in SAX/OOP-Technik (Short-Axis-View/Out-Of-Plane-Approach). Am linken Bildrand (medial) ist die Vena axillaris sichtbar. Lateral schließen sich die Arteria axillaris und die Plexusregion an. Der Nadelschliff ist zur Schallebene gerichtet, erkennbar am Double-Dot-Sign, welches die Nadelspitze markiert. Die Kontrolle des Punktionsvorganges wird durch feine Bewegungen der Nadel und die Injektion kleinster Flüssigkeitsboli (unter 0,5 ml) unterstützt. Die Faszikel des Plexus brachialis sind von Faszien umgeben. Diese müssen vorsichtig perforiert werden, was durch die Ausbreitung des Lokalanästhetikums verifiziert wird

 

LAX/IP

Um eine Punktion der großen Gefäße in der infraclaviculären Region zu vermeiden, kann der Schallkopf in die Sagittalebene rotiert werden. Rechts (kaudal) im Bild stellt sich die V. axillaris dar. Nach links (kranial) schließen sich die A. axillaris und die Plexusregion an. Die Punktion erfolgt in Langachsentechnik von kaudal nach kranial, parallel zur Pleura. Die In-Plane-Technik kann in gleicher Weise von kranial nach kaudal ausgeführt werden. Dabei wird eine Punktion über die A. axillaris vermieden. Der Raum zwischen Clavicula und Schallkopf ist jedoch eng und erschwert die Nadelpositionierung. Zudem wird die Nadel in Richtung Pleura geführt. Deshalb sollte in dieser Situation unbedingt eine ultraschall-optimierte Nadel verwendet werden.

 

Axilläre Blockade des Plexus brachialis

In der Praxis

Der Patient wird mit abduziertem Arm bequem auf dem Rücken und die obere Extremität auf einem Armtisch oder einer Armhalterung gelagert. Der Anästhesist kann sich sowohl am Kopfende (Blickrichtung nach kaudal) als auch neben dem Patienten (Blickrichtung nach kranial) positionieren. Bezüglich der Punktionstechnik wird eine Vielzahl von Verfahren beschrieben. Die Blockade kann sowohl in der Kurz- als auch in der Langachsentechnik durchgeführt werden.

Wichtig ist, dass der Schallkopf möglichst weit kranial in der axillären Region aufgesetzt wird. Wenige Zentimeter unterhalb der Axilla ist die klassische Sonoanatomie nicht mehr darzustellen. Der Nervus radialis verlässt den Plexus und zieht zum Hinterrand des Humerus. Dabei wird er von Arterien und Venen begleitet, die die anatomische Übersicht sowie die Punktion weiter erschweren.

Axilläre Bockaden können für alle operativen Eingriffe am Arm, von der Hand bis in Höhe des Ellenbogens durchgeführt werden. In der Regel werden 25 bis 30ml Lokalanästhetikum verabreicht. Da die venösen Gefäße während der Punktion durch den Schallkopf komprimiert sind, kann es vorkommen, dass die Ausbreitung des applizierten Lokalanästhetikums nicht visualisiert werden kann. In diesem Falle liegt die Nadelspitze möglicherweise intravasal und das Lokalanästhetikum flutet in die systemische Zirkulation ab. Bei Verdacht auf eine intravasale Injektion ist der Punktionsvorgang sofort zu unterbrechen und die Nadel neu zu positionieren.

 

Sonoanatomie axilläre Blockade

Am Humerus setzen sowohl der M. triceps brachii als auch der Musculus latissimus dorsi sowie der Musculus teres major an.

Sichtbar sind:

  • A. brachialis – AB
  • N. musculocutaneus – MC (im M. coracobrachialis)
  • N. medianus – M
  • N. ulnaris – U
  • N. radialis – R

Die Videosequenz zeigt, wie durch einfache Schallkopfmanöver (Dekompression) eine Darstellung der reichlich vorhandenen venösen Gefäße gelingt.

Nerven: In der Regel sind die Nerven oligifaszikulär und relativ dunkel (bindegewebsarm). Eine Ausnahme bildet der N. radialis, der häufig polyfaszikulär und heller (bindegewebsreich) dargestellt ist.

 

Axilläre Blockade in Langachsentechnik von ventral

Zu Beginn fällt auf, dass der (vermeintliche) N. medianus (M) aus unterschiedlich großen Faszikeln besteht. Der N. musculocutaneus (MC) wird an typischer Stelle (im M. coracobrachialis) nicht aufgefunden. Er verläuft hier über eine längere Strecke neben dem N. medianus (häufige anatomische Variante), beide werden gemeinsam blockiert.

Anschließend werden der N. ulnaris (U) und zuletzt der N. radialis (R) mit Lokalanästhetikum umspült. Der N. radialis kann, abhängig von individueller Sonoanatomie, sowohl über als auch unter der Arterie erreicht werden.

Das Video zeigt die axilläre Blockade in Langachsentechnik. Der untere Bildrand liegt in 2,2 cm Tiefe. Es wurde eine glattwandige 24G-Punktionsnadel verwendet. Demonstriert wird die tangentiale Annäherung der Nadel an die Nerven.

 

Periphere Einzelnervenblockade des Plexus brachialis

Blockaden der peripheren Äste des Plexus brachialis sind grundsätzlich im gesamten anatomischen Verlauf möglich. Die Indikation ergibt sich meist als Rescue-Block bei einer lückenhaften Blockade des Plexus brachialis. Ein günstiger Punktionsort für den N. radialis, N. medianus und N. ulnaris liegt in Höhe des Ellenbogengelenkes. In der Regel reichen 5ml eines Lokalanästhetikums für die Blockade aus.

 

Nervus medianus

Die Videosequenz zeigt die Blockade des N. medianus in Höhe der rechten Ellenbeuge in SAX/IP-Technik. Die Bildtiefe liegt bei 2,7cm. Die Punktionsnadel wird tangential an den Nerv geführt. Es ist nicht notwendig, dass dieser zirkulär mit Lokalanästhetikum umspült wird.

1 A. brachialis
2 N. medianus
3 M. brachialis
4 Epicondylus medialis humeri

 

Nervus ulnaris

Der N. ulnaris kann von axillär bis zum Eintritt in den Sulcus nervi ulnaris am Epicondylus medialis humeri verfolgt und im gesamten Verlauf (nach-) blockiert werden. Eine Blockade des N. ulnaris im gleichnamigen Sulcus ist zu vermeiden, da bereits kleine Mengen an Lokalanästhetikum aufgrund der räumlichen Enge zu einer Druckläsion des Nerven führen können.

 

Nervus radialis

Das Sonogramm zeigt die Sonoanatomie über dem rechten Ellenbogengelenk (5). Der N. radialis kommt oberhalb seiner Bifurkation (Aufteilung: Ramus superficialis (2b) - Oberflächensensibilität, Ramus profundus (2a) - Motorik der Extensoren, Tiefensensibilität) zur Darstellung. Er wird hier regelmäßig von der A. recurrens radialis (3) unterkreuzt und liegt zwischen dem M. brachioradialis (1) und dem M. brachialis (4). Der Transducer wird in der Videosequenz aus der Ausgangsposition nach kaudal und zurück gekippt.

 

Innervation der unteren Extremität

Die Innervation der unteren Extremität ist komplex und wird von Anteilen des Plexus lumbalis und des Plexus sacralis gewährleistet. Für den Bereich von Kniegelenk und Unterschenkel lässt sich eine komplette Anästhesie durch Blockade von N. femoralis, N. obturatorius und N. ischiadicus erzielen.

Beispielsweise bei der Knieendoprothetik ist allerdings zu beachten, dass in bestimmten Operationsphasen eine axiale Kraft auf das Femur einwirkt und sich bis zum Hüftgelenk fortsetzen kann. Das ist trotz einer inguinalen/infraglutealen Blockade schmerzhaft, da die innervierenden Äste/Nerven den Plexus lumbosacralis bereits im kleinen Becken verlassen.

 

Anatomie des Plexus lumbalis

Der Plexus lumbalis wird aus den Rami ventrales der Spinalnerven Th12-L4 gebildet. Er ist an der Innervation der Bauchwand, des Beckens sowie der unteren Extremität beteiligt. Die Kenntnis der Dermatome, Sklerotome (Periostinnervation) und Myotome (Kennmuskeln) einzelner Nerven ist wesentlich für den Blockadeerfolg. Motorische Nerven sind über den Ansatz der Muskeln am Knochen für die sensible Periostinnervation zuständig. Typisch ist eine überlappende Innervation durch benachbarte Segmente.

 

Blockade des Nervus femoralis

Sonoanatomie des N. femoralis in Höhe des Leistenbandes

Zunächst fallen lateral der Arteria femoralis (AF) zwei Faszienstrukturen auf. Die Faszia lata (FL) grenzt das Kompartiment gegen die Subkutis ab. Die Faszia iliaca (FI) trennt die Lacuna vasorum (medial) mit den großen Gefäßen von der Lacuna musculorum (lateral) mit dem M. iliacus und dem N. femoralis.

In der Videosequenz wird deutlich, dass nicht jede hypoechogene Struktur innerhalb eines Nerven einem Nervenfaszikel entspricht. Die Pulsation der arteriellen Äste ist auch ohne Dopplereinsatz eindeutig zu erkennen.

 

Blockade des N. femoralis in Langachsentechnik von lateral

Die Blockade des Nervus femoralis kann sowohl in Kurzachsen- als auch, wie in diesem Beispiel, in Langachsentechnik durchgeführt werden.

Der Nerv liegt bei diesem Patienten in etwa 1 cm Tiefe. Deshalb war es ausreichend, eine glattwandige 24G-Nadel zu verwenden. Es ist nicht notwendig, Lokalanästhetikum ober- und unterhalb des Nerven zu deponieren.

Die flächige, auch kraniokaudale Ausbreitung im richtigen Kompartiment sichert den Blockadeerfolg. In der Regel werden 10 bis 20 ml Lokalanästhetikum appliziert.

 

Binnenstruktur des N. femoralis nach erfolgter Blockade

Der Nerv ist nicht nur von Lokalanästhetikum umspült, sondern in diesem Fall auch in zwei Anteile separiert. Dies ist nicht Folge eines Nadeltraumas. Vielmehr ist der N. femoralis in dieser Höhe – direkt unter dem Leistenband in der Inguinalfalte – bereits in mehrere Haut- und Muskeläste separiert. 2 bis 3 cm unterhalb der Inguinalfalte ziehen diese Äste zur Muskulatur. Die sonoanatomische Übersicht geht verloren und einzelne Äste werden ggf. nicht vom applizierten Lokalanästhetikum erreicht.

 

Sonoanatomie der Inguinalregion 2 bis 3 cm unterhalb des Leistenbandes

Hinsichtlich der Blutgefäße ist zu bedenken, dass diese sich nur 2-3 cm unterhalb des Leistenbandes in viele große (A. profunda femoris – APF, A. femoralis supf. – AFS) und kleinere Äste aufteilen, die den N. femoralis auch überkreuzen (z. B. A. circumflexa iliaca supf. – ACIS) und während der Blockade verletzt werden können.

Fazit: Ein zu weit kaudaler Punktionsort ist rasch mit einem Verlust der anatomischen Übersicht verbunden und eine häufige Ursache für Komplikationen oder ausbleibenden Punktionserfolg.

 

Infragluteale Blockade des N. ischiadicus

Plexus sacralis

Der Plexus sacralis wird aus den Rami ventrales der Spinalnerven L4-S4 gebildet. Der Nervus ischiadicus wird beim Verlassen des kleinen Beckens bis zur Bifurkation oberhalb der Poplitealfalte von der Beckenfaszie begleitet. Diese Struktur wurde in Unkenntnis ihrer Entstehung auch als „common epineural sheath“ oder als Paraneurium bezeichnet (blau).

Im gesamten Verlauf des Nervus ischiadicus ist dieser eigentlich ein Doppelnerv (gelb), bestehend aus dem N. peronaeus (P) und dem N. tibialis (T).

Beide Nerven besitzen ein eigenes Epineurium und sind sonographisch auch oberhalb der Bifurkation innerhalb des N. ischiadicus zu identifizieren.

 

Nerven des Plexus sacralis

  • N. ischiadicus L4-S3
  • N. gluteus superior L4-S1
  • N. gluteus inferior L5-S2
  • N. cutaneus femoris posterior S1-3
  • N. pudendus S2-4

 

 

Sonoanatomie des N. ischiadicus infragluteal am proximalen Oberschenkel

Der N. ischiadicus ist in dieser Position aufgrund seiner Anisotropie häufig nicht sofort zu sehen. Orientierung bietet die umgebende Muskulatur. Adduktoren unterhalb sowie ischiocrurale Muskeln oberhalb werden von einer hellen Linie (gestrichelt) abgegrenzt. Der Nerv (N) liegt immer auf dieser Linie und lässt sich durch angepasste Kippbewegungen des Schallkopfes visualisieren.

Eng anliegend finden sich Sehnen der ischiocruralen Muskulatur (S), die dem Nerv sehr ähneln. Häufig werden die Sehnen mit dem N. cutaneus femoris posterior verwechselt.

 

Blockade des N. ischiadicus infragluteal am proximalen Oberschenkel

Die Blockade wird hier in Langachsentechnik von lateral durchgeführt, kann aber auch in Out-Of-Plane-Technik erfolgen.

Es werden in der Regel 15 bis 20 ml Lokalanästhetikum verwendet. In diesem Beispiel liegt der Patient auf dem Rücken und das Bein ist in einer Beinhalterung fixiert. Die Blockade kann ebenso in Seit- oder Bauchlage durchgeführt werden.

Eine zirkuläre Umspülung des Nerven ist für den Blockadeerfolg nicht erforderlich. Im Filmbeispiel werden etwa 2/3 der Zirkumferenz mit Lokalanästhetikum imprägniert.

 

anteriore Blockade des N. ischiadicus

Anteriore Blockaden des N. ischiadicus bieten den Vorteil, dass der Patient in der Rückenlage verbleiben kann. Das Bild zeigt die Sonoanatomie auf der rechten Seite bei einem 5-jährigen Kind. Die Bildtiefe beträgt 4 cm. Es sind drei Muskelschichten (getrennt durch weiße Linien) erkennbar. Der N. ischiadicus ist immer zwischen den Adduktoren und den Kniebeugeren (ischiocrurale Mm.) zu suchen und hat hier eine ovale Form. Es besteht die Gefahr der Verwechslung mit Sehnen der Adduktoren sowie der Verletzung oberflächlicher Gefäße (X) und Nerven (A).

 

1 Femur
2 Kniestrecker
3 Adduktoren
4 Kniebeuger
5 M. sartorius
A N. saphenus
B Sehne der Adduktoren
C N. ischiadicus
X A. femoralis superficialis

Für geeignete Patienten (Kinder!) sind simultane Blockaden des

  • N. saphenus (A) und des
  • N. ischiadicus (B)

von einer einzigen medialen Punktionsstelle aus beschrieben worden.

 

Popliteale Blockade des Nervus ischiadicus

Sonoanatomie des N. ischiadicus am distalen Oberschenkel

Der N. ischiadicus ist in dieser Position aufgrund seiner Anisotropie häufig nicht sofort zu sehen. Orientierung an der umgebenden Muskulatur liefert lateral

  • den M. biceps femoris
    • – Caput longum;
    • – Caput breve,
  • den M. semitendinosus (3) und
  • den M. semimembranosus (4).

Innerhalb des Nerven sind bereits der N. peronaeus communis (P) und der N. tibialis (T) erkennbar, die sich gegeneinander bewegen, wenn der Patient im Wechsel Dorsal- und Plantarflexionen des Fußes ausführt (Seesaw Sign).

 

Blockadetechniken des distalen N. ischiadicus

Die Abbildung zeigt schematisch die Sonoanatomie des N. ischiadicus oberhalb der Bifurkation am distalen Oberschenkel. Beide Nerven (P,T) sind von einem eigenen Epineurium umgeben. Zusätzlich reicht die Beckenfaszie (Paraneurium) als gemeinsame Hülle bis in diese Region.

Das Lokalanästhetikum kann auf folgenden Wegen appliziert werden:

  • extraparaneural
  • intraparaneural

Alternativ kann die Blockade selektv für beide Nerven distal der Bifurkation vorgenommen werden. Das Paraneurium ist hier nicht mehr vorhanden und die Diffusionstrecke ebenfalls vermindert. Keine Indikation besteht für intraepineurale Injektionen.

 

Extraparaneurale Blockade
Bei der extraparaneuralen Applikation stellt das Paraneurium ein zusätzliches Diffusionshindernis dar. Hierdurch ist die Anschlagzeit verlängert und die Erfolgsrate vermindert. Dieser Injektionsort ist allerdings für Kathetertechnikenim Rahmen der Schmerztherapie ausreichend.

 

Intraparaneurale Blockade

Die intraparaneurale Injektion führt mit kurzer Anschlagzeit und gutem Patientenkomfort zu einer sehr hohen Erfolgsrate, da die Diffusionsbarriere geringer ist und sich das Lokalanästhetikum kraniokaudal innerhalb des Paraneuriums ausbreitet. Demzufolge ist auch die Diffusionsfläche größer. Dieser Injektionsort kann für Single-Shot-Verfahren empfohlen werden.

 

Intraepineurale Blockade

Intraepineurale Injektionen sind nicht empfohlen, da hier eine Verletzung von Nervenfaszikeln zwar selten ist, aber nicht ausgeschlossen werden kann. Zudem besteht das Risiko schmerzhafter Parästhesien.

 

 

 

 

 

Distale Ischiadicusblockade in In-Plane-Technik

Die Blockade wird hier in Langachsentechnik von lateral durchgeführt. Injektionsort intraparaneural.

Es werden in der Regel 20 bis 30 ml Lokalanästhetikum verabreicht. In diesem Beispiel liegt der Patient auf dem Rücken und der Unterschenkel ist in einer Beinhalterung fixiert. Die 22G-24G-Nadel sollte je nach Technik und anatomischen Gegebenheiten 50 bis 80 mm Länge aufweisen.

Das Paraneurium ist gut sichtbar und fixiert das Lokalanästhetikum am Wirkort. Dieses kann nach der Blockade bis über die Bifurkation hinaus dargestellt werden.